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„Die ganze Inline-Szene ist fantastisch“- Michaela Neuling vor dem XRace im Interview

Erstmals wird es am Sonntag (20.08.) beim 5. XRace’06 einen eigenen Halbmarathon nur für Frauen geben. Als eine der Favoritinnen wird Michaela Neuling an den Start gehen. Die Deutsche fährt seit 2004 für das Rollerblade World Team und damit für das weltweit erfolgreichste Frauenteam. Am Freitag, den 18. August wird Michaela Neuling einen Trainingstermin für alle Skate begeisterten Berlin im Eisstadion Wilmersdorf anbieten. (www.scc-events.com/news/news004567.html)

Was macht für dich den besonderen Reiz am Inline-Skating aus?

Michaela Neuling: Mein Hauptbeweggrund war von Anfang an der Spaß daran. Das Umfeld ist toll, die ganze Inline-Szene ist fantastisch. Da waren die Wettkämpfe für mich am Anfang gar nicht so wichtig.

Skating gilt als idealer Fitnesssport. Wo siehst du die positiven Erfolge für Gesundheit, Fitness und Figur?

Michaela Neuling: Skaten macht einfach sehr viel Spaß und bietet einem ganz neue Bewegungserfahrungen. Radfahren empfinden viele als monoton, Laufen stellt die größere Belastung zum Beispiel für die Knie dar. Skaten ist eine sehr weiche Bewegungsform, die Belastung für Stütz- und Gelenkapparat sind viel geringer. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Aspekt im Freizeitbereich. Man möchte ja Spaß an der Sache haben und sich nicht mit Schmerzen herumärgern müssen. Zudem ist Inline-Skating eine sehr gesellige Sportart.

Speedskaten hat allerdings auch den Ruf einer harten, gefährlichen Sportart. Das macht vielen Frauen Angst und hält einige davon ab, an gemischten Wettkämpfen teilzunehmen. Würden deiner Meinung nach weitere reine Frauenrennen noch wesentlich mehr Frauen Mut machen mitzurollen?

Michaela Neuling: Das kommt ganz auf den Bereich an. Bei den 30- bis 40jährigen, die das ganze noch mal als ernsthaften Sport betreiben wollen, für die sind eigene Frauenrennen sicherlich gut. Für die Freizeitskater, bei denen vor allem der Spaß im Mittelpunkt steht sind gemischte Rennen vielleicht attraktiver, denn dann können sie gemeinsam mit ihrem Freund oder ihrer Freundin an den Start gehen.

Viele Rennen entscheiden sich im Zielsprint. Nicht selten behindern bei den großen Straßenrennen Herren den Sprint der Damen. Gibt es nur in getrennten Rennen faire Bedingungen?

Michaela Neuling: Das Hauptproblem sind die Blöcke. Oftmals laufen im Block der Elite-Herren auch Männer mit, die nicht so gut sind, so dass die später startenden Frauen aufkommen. Das ist schade für Inline-Skating als Frauensport. Bei den WIC Rennen gibt es komplett getrennte Starts, da gibt es keine Kollisionen, da ist alles gut.

Ist Inline-Skating auf deiner Ebene vor allem eine Teamsportart? Oder muss am Ende doch jeder für sich alleine kämpfen?

Michaela Neuling: Ganz allgemein ist bei allen Rennen die Teamleistung entscheidend. Eine Ausnahme bilden nur die 300-Meter-Einzelsprints, da ist jeder auf sich selbst gestellt. Ansonsten braucht man das Team vor allem im Zielsprint, um freie Bahn zu haben. Auf der Strecke sorgt das Team zudem dafür, dass gegnerische Ausreißversuche abgefangen werden und auch der Windschatten ist sehr wichtig.

Du startest für das weltweit erfolgreichste Frauenteam. Welche Rolle spielt das Miteinander im Team. Wie wichtig ist es aus deiner Sicht, dass sich die Fahrerinnen gut verstehen, um erfolgreich zu sein?

Michaela Neuling: Bei Rollerblade ist es wie in einer Familie. Es gibt keinen Zickenkrieg und die unterschiedlichen Charaktere passen gut zusammen. Es ist wichtig, dass es eben auch Fahrerinnen gibt, die sich für die anderen aufopfern. Nur mit Stars ist es schwer zu gewinnen. Rollerblade ist sicherlich auch so erfolgreich, weil wir uns so gut verstehen und bei der Auswahl der Fahrerinnen eben auch die Persönlichkeiten aufeinander abgestimmt werden. Auch als ich verletzt war, habe sehr viel Unterstützung bekommen. Ich glaube in anderen Teams ist der Zusammenhalt nicht so gut.

Entscheiden vor allem die Sprint-Qualitäten einer Fahrerin über Erfolg und Misserfolg?

Michaela Neuling: Das lässt sich so nicht verallgemeinern. Es kommt immer darauf an, wie schnell Rennen sind. Bei lahmen Rennen sind die Sprinter im Vorteil. Gibt es jedoch auf der Strecke viele Attacken haben die Ausdauerspezialisten Vorteile.

Über 55% der Inlineskater sind Frauen. Der Bewegungsablauf ist vergleichbar mit dem Eisschnelllauf, bei dem die Damen weit vor den Männern in der Aufmerksamkeit der Medien rangieren – ganz im Gegenteil zum Speedskating. Was muss deiner Meinung nach geschehen, damit die Frauen mehr Aufmerksamkeit bekommen?

Michaela Neuling: Es wäre sehr wünschenswert, wenn Frauen mehr Aufmerksamkeit bekämen. Ein Problem ist, dass die Frauenrennen nicht so spannend wie die der Männer sind. Das hat auch Einfluss auf die finanziellen Möglichkeiten. Die Sponsoren geben mehr Gelder in die Herrenteams, da die Rennen spannender sind. Das ganze ist ein Teufelskreis. Mehr Teams, eine höhere Konkurrenz, spannendere Rennen und mehr Gelder. Man müsste die Damenrennen viel mehr puschen. Es sind Gesichter gefragt mit denen man sich identifizieren, denen man nacheifern kann. Die Frauenszene braucht einen eigenen Status, eigene Vermarktungslinien, um sich aus dem Schatten der Herrenrennen zu lösen.