Die Interessengemeinschaft der deutschen Straßenlauf-Veranstalter German
Road Races (GRR) vergibt anlässlich des 25. Bewag BERLINER HALBMARATHON am
3. April den GRR-Förderpreis an die beiden Nachwuchsläufer Eva-Maria
Stöwer (LAC Veltins Hochsauerland) und Zelalem Martel (LG Fulda).
Gemäß der Richtlinien sollen talentierte junge Läufer mit
internationalen Perspektiven unterstützt werden. Der Förderpreis ist
mit jeweils 1.000 € ausgestattet und soll zur Finanzierung von
Trainingslagern und physiotherapeutischen Begleitmaßnahmen zur
Verfügung stehen.
Kurzportraits der beiden GRR-Preisträger
2004.
E v a – M a r i a S t ö w e r
Die frohe Kunde
erfuhr die GRR-Preisträgerin Eva-Maria Stöwer aus der Zeitung.
„Mit so einer Auszeichnung habe ich nun überhaupt nicht
gerechnet“, gestand die 20jährige mit sichtlicher Freude, „da
ich wegen einer Verletzung erst spät in die Saison starten konnte. Ich
denke, meine Leistung bei den deutschen 10 km-Meisterschaften in Bad Liebenzell
war ausschlaggebend für die Wahl!“
Eine Plantarsehnenreizung hatte die junge Langstrecklerin aus Schmallenberg im
Sauerland nämlich in den Wintermonaten außer Gefecht gesetzt, so
dass sie erst spät in die Saison 2004 einsteigen konnte. „Ich habe
mich mit Alternativtraining im Wasser und auf dem Rad einigermaßen in
Form gehalten. Dass sich dieser Aufwand mit dem Gewinn des Straßentitels
gelohnt hat, das freut mich ganz besonders!“
Die Straße liegt mir
Ihre in Bad Liebenzell erzielten 34:46 Minuten weisen durchaus darauf hin, wo
der Weg für die am 1. Januar 1985 geborene Läuferin des LAC Veltins
Hochsauerland künftig hinführen kann. „Ich glaube, die
Straße liegt mir. Auch wenn ich vor meinem ersten Halbmarathonstart bei
den deutschen Meisterschaften in Ohrdruf schon etwas Bammel habe“,
gesteht die im ersten Semester in Münster studierende angehende
Grundschullehrerin.
Angesichts der vor allem im heimischen Sauerland lang anhaltenden winterlichen
Bedingungen gestaltet sich das Training für die vierfache Jugendmeisterin
derzeit nicht einfach, so dass sie ihr auf Ausdauer angelegtes Training fast
ausschließlich auf der Straße absolvieren muss. „Am liebsten
laufe ich natürlich in unseren Wäldern, aber wegen des Schnees ist
dies derzeit absolut nicht möglich!“
Das Trainingsprogramm stellt ihr Onkel Martin Stöwer zusammen, der sie
seit dem siebten Lebensjahr beim VfL Fleckenberg betreut. Lange Dauerläufe
bis 25 Kilometer stehen derzeit im Training im Vordergrund, gelegentliches
Krafttraining und wettkampfspezifische Tempoläufe lockern den
Trainingsalltag auf.
Gerne würde sie die eine oder andere Trainingseinheit in einer
Trainingsgruppe absolvieren, doch weder für Dauerläufe noch für
Tempoläufe findet sie in ihrem Verein die entsprechenden
Trainingspartner.
Edinburgh und Heringsdorf
Internationale Einsätze gab es für Eva-Maria Stöwer bislang bei
Cross-Europameisterschaften in Edinburgh und Heringsdorf. „Mein Traum
wäre natürlich auch ein Start bei einer internationalen Meisterschaft
auf der Bahn. Doch wegen der vom DLV zusätzlich verschärften Normen
habe ich einfach keine Chance!“
Sie sieht die hohe Messlatte keineswegs als Ansporn, sondern eher als
Abschreckung an. „Das kann einfach kein Anreiz mehr
sein!“
Z e l a l e m M a r t e l
Die Duplizität
der Geburtstage der beiden GRR-Preisträger ist ein absoluter Zufall.
Wie auch Eva-Maria Stöwer ist auch Zelalem Martel am 1. Januar geboren,
doch mit 1986 ein Jahr später als die Sauerländerin. „Ich habe
sogar eine Geburtsurkunde“ wehrt der aus Äthiopien stammende Junior
voreilige Schlussfolgerungen ab, weil man es in seiner früheren Heimat mit
der zeitnahen Anmeldungen bei Neugeborenen oftmals nicht so genau
nahm.
Seit 1999 ist Zelalem Martel in Deutschland, mit seinen Adoptiveltern wohnt
er in Bietigheim-Bissingen nahe Stuttgart. Und liebt neben den Speisen seines
Geburtslandes aber auch die gute deutsche Bratkartoffel.
5000 m-Lauf von Koblenz
Spätestens seit seinem furiosen 5000 m-Lauf von Koblenz, als er beim
„Mini-Internationalen“ im Stadion Oberwerth bei seinem ersten Start
über die zwölfeinhalb Runden mit 14:12.39 eine absolute Klassezeit
abliefern konnte, die ihm zugleich die Startberechtigung für die
Junioren-Weltmeisterschaften in Grosseto einbrachte, gilt er als einer der
jungen Hoffnungsträger in Deutschland.
„Die 5000 m-Strecke ist auch meine Hauptdistanz“ beantwortet der
19jährige die Frage nach seiner Lieblingsstrecke. Auch wenn er Mitte
März als Titelanwärter bei den deutschen Jugendmeisterschaften im 10
km-Straßenlauf in Ohrdruf antreten wird.
Erstes Zeichen in Ohrdruf
Den früheren Marathon-Bundestrainer und Heimtrainer Wolfgang Heinig
wird’s freuen, wenn sein Schützling im Thüringischen ein erstes
Zeichen auf der Straße setzen kann. „Wenn ich gesund bleibe, dann
ist vieles machbar“ blickt Zelalem Martel hoffnungsfroh in die Zukunft,
wohl wissend, dass die Trauben international sehr hoch hängen.
Training im Heimatland
Dem Leistungssport ordnet der gebürtige Äthiopier alles unter. Sechs
Wochen lang trainierte er in seiner früheren Heimat zusammen mit den
leistungsstarken Junioren des ostafrikanischen Läuferlandes. „Wir
haben in erster Linie Grundlagentraining durchgeführt“, wehrt er
etwaige Spekulationen über hartes Tempotraining ab.
Aber wer die Afrikaner kennt, der weiss, dass selbst die längeren
Dauerläufe in ein selektives Rennen ausarten (können). Zur
Bestätigung unserer Vermutung ergänzt Zelalem: „Es war ganz
schön hart, weil wir sehr viele Berge gelaufen sind. Aber ich konnte gut
mithalten“.
Zusammen mit seinem Adoptivvater Belay Martel und Heimtrainer Wolfgang
Heinig steht in dieser Saison die EM-Qualifikation der U 20-Junioren im
Vordergrund. „Die Mindestzeit von 14:14 müsste zu packen sein. Ich
hoffe, dass mir Gott die nötige Kraft dazu gibt!“
Wilfried Raatz