Die Berliner Bewerbung um die Leichtathletik Weltmeisterschaften 2009, die auch
von SCC-RUNNING unterstützt wird, hat offenbar sehr gute Chancen, obwohl
überraschend noch sieben weitere Städte ihre Kandidatur beim
internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) angekündigt hatten. Dies
wurde inoffiziell aus Kreisen der IAAF im Rahmen der Hallen-Weltmeisterschaften
bestätigt, die am vergangenen Wochenende in Budapest stattfanden. Damit
hat Berlin eine ähnlich gute Ausgangslage wie im Rennen um die WM 2005
– das vor zwei Jahren freilich mit einer bösen Überraschung
für die Berliner endete.
Helsinki wurden die Titelkämpfe 2005 zugesprochen, nachdem vor der
Abstimmung ein die Berliner Sportpolitik diffamierendes Fax bei der IAAF
eingegangen war, das zudem verfrüht den Bankrott des Berliner
Leichtathletik-Sportfestes Istaf vermeldet hatte. Den anonymen Absender sucht
die Kripo noch heute. Hinzu kam damals eine unglückliche Präsentation
der Bewerbung durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).
„Wir haben gelernt aus den Dingen, die vor zwei Jahren passiert
sind“, sagt Frank Hensel, der auch für die neue Bewerbung
zuständig ist. Der Generalsekretär des DLV gibt sich
zurückhaltend: „Wir waren überrascht, dass wir so viele
Konkurrenten haben – und wir nehmen alle ernst.“ Realistisch
gesehen, ist allerdings nicht damit zu rechnen, dass die WM 2009 an eine
außereuropäische Stadt vergeben wird. Denn Europa ist neben Japan
der wichtigste Markt für die IAAF was das Fernsehen und die Sponsoren
angeht – und in Osaka findet bereits die WM 2007 statt. Zweimal
hintereinander hat noch nie eine WM außerhalb Europas stattgefunden. So
blieben als schärfste Konkurrenten nur Brüssel, Split und Valencia
übrig, während Brisbane, Casablanca, Delhi und Daegu (Süd-Korea)
Außenseiter sind. In Spanien fand zudem erst vor fünf Jahren eine WM
statt.
In Budapest war Berlin als einziger der acht Kandidaten für 2009 mit
einem Informationsstand vertreten. In jenem Hotel, in dem die Mitglieder der
IAAF logierten, wurden neben kleinen Berliner Stoffbärchen Broschüren
über die Stadt verteilt. Eine plakatgroße Fotosimulation zeigte
zudem ein fertiges Olympiastadion. Mehr Werbung erlaubt die IAAF nicht. Die
Funktionäre zeigten sich aber angetan von dem Engagement, das von einem
Berliner Mäzen finanziert und von einer Hamburger Werbeagentur umgesetzt
wurde.
Pikant ist allerdings, dass der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV), der
mit seinem Präsidenten Christoph Kopp und Vize-Präsidenten Michael
John in Budapest war, offiziell nichts von dieser Aktion wusste. Der
DLV-Pressesprecher Peter Schmitt spricht von „einem
Kommunikationsdefizit, das aus der Welt geräumt wird“, während
Frank Hensel erklärt, das sei eine ganz kurzfristige Angelegenheit
gewesen. Die BLV-Funktionäre, die aufgrund ihrer jahrzehntelangen
Tätigkeit selbst gute Verbindungen zur IAAF haben, erfuhren über
andere Wege von dem Berliner Werbestand allerdings schon vor zwei Wochen.
Weitere Kommunikationsfehler sollte sich der DLV bei der neuen Bewerbung nicht
leisten.