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Halbmarathon Meisterschaften - Überraschung durch Stefan Koch

Luminita Zaituc wird vor ihrem Start beim 25. Bewag BERLINER HALBMARATHON am 3. April noch Deutsche Meisterin im Halbmarathonlauf.

Fast wären die deutschen Straßenlauf-Meisterschaften im Halbmarathon im thüringischen Ohrdruf/ Thüringen programmgemäß abgelaufen. Während die New York-Marathon-Sechste und EM-Zweite Luminita Zaituc bei wenigen Plusgraden, böigem Wind und Schneeschauern in souveräner Manier dem Frauenfeld auf der Halbmarathondistanz vorweg lief und mit einem Start-Ziel-Sieg ihre derzeitige Sonderstellung im DLV-Bereich eindrucksvoll unterstreichen konnte, stellte Stefan Koch mit einem furiosen Schlussangriff den Rennverlauf auf den Kopf, als er den 18 km lang alleine führenden Martin Beckmann in der Endphase noch abzufangen wusste.

„Mein Ziel war es ursprünglich, eine Medaille bei den Männern zu erlaufen“, gestand ein überraschter Stefan Koch im Ziel. „Ich hätte nie gedacht, dass das Rennen für mich so optimal enden würde. Natürlich ist es eine große Sache, wenn man bei den Männern so gut mitmischen kann!“

Absoluter Gewinner

Der 22jährige im Trikot des TV Wattenscheid wurde damit im tief verschneiten Ohrdruf nahe dem Langlaufzentrum Oberhof zum absoluten Gewinner der Titelkämpfe, denn aufgrund des angewendeten Modus gewann er als Gesamtsieger zunächst einmal die Männer- und zudem auch die Juniorenwertung, mit seinem Club außerdem die beiden entsprechenden Mannschaftswertungen.

Hausrekord

Mit 1:04:44 Minuten belohnte sich Stefan Koch zudem mit einem neuen Hausrekord. „Mein Hauptaugenmerk ist und bleibt die U 23-EM in Erfurt. Deshalb habe ich mich auch nicht speziell für Ohrdruf vorbereitet!“ Als Frontläufer ist der Schützling von Tono Kirschbaum bereits im Vorjahr bei den Meisterschaften in Braunschweig und Borna aufgefallen, letztlich aber noch den spurtstärkeren Männern unterlegen.

Diesmal wusste Koch den Spieß umdrehen und schlug in einem klugen Rennen den lange führenden Martin Beckmann. „Das ist schon eine verrückte Sache!“ freute sich Trainer Kirschbaum. „Auch wenn mit Oliver Dietz, Carsten Eich und anderen schon starke Männer gefehlt haben, für Stefan hat dieser Sieg einen hohen Stellenwert. So wie er es gemacht hat, ist schon klasse. Dieses Jahr wird die Bahn mit der U 23-EM noch der Hauptschwerpunkt sein, aber im Prinzip ist Stefan ein Straßenläufer!“

Und dieser ergänzte an die Adresse des DLV: „Vielleicht nominiert mich der DLV auch schon für die Halbmarathon-WM im Herbst!“

Beckmann gefrustet

Martin Beckmann war hingegen reichlich gefrustet. „Was sollte ich machen. Nach vier Kilometern war ich bereits alleine an der Spitze und bin dann meinen Stiefel herunter gelaufen. Wenn ich dann anfange, mit dem Tempo zu spielen, dann habe ich gegebenenfalls auch nichts. Nach 16 Kilometern ist mir bei den Graupelschauern einfach die Luft weggeblieben und musste das Tempo zurückschrauben. Als dann Stefan Koch angeflogen kam, konnte ich nicht mehr richtig reagieren!“

Aber der Schwabe weiß sich schnell wieder aufzurichten: „Aber ich sage mir immer: Wer nichts riskiert, der gewinnt auch nichts. Durch diesen Rückschlag werde ich mich aber nicht entmutigen lassen. Beim Hamburg-Marathon werde ich es wieder versuchen!“

Rückenbeschwerden

Überraschend ging Bronze an den Philipp Büttner vor Junior Michael Schering und Carsten Schütz, während sich Oliver Mintzlaff aus der Spitzengruppe mit Rückenbeschwerden vorzeitig verabschieden musste und die Sieganwärter Oliver Dietz und Embaye Hedrit wegen Krankheit schon vorher ausgefallen waren.

Schnelle Zeit erst beim 25. Bewag BERLINER HALBMARATHON

„Das ist mein dritter Titel in Folge“ freute sich Luminita Zaituc im Ziel ihres Solorennens. „Eine schnelle Halbmarathonzeit werde ich in Berlin beim 25. Bewag BERLINER HALBMARATHON laufen, deshalb musste ich heute mir auch nichts beweisen. Meine Ziele sind anders gesteckt, den Titel wollte ich für meinen Verein holen!“

Die Braunschweigerin musste sich nach sieben Wochen Training in der Wärme Andalusiens auf dem nicht einfach zu belaufenden Fünf-Runden-Kurs mit scharfen Kehren eher „disziplinieren“ angesichts der männlichen Senioren-Konkurrenz. „Beeinflussen lassen wollte mich auf keinen Fall. Es ist schon ok so!“

Frühzeitig abgesetzt

Luminita Zaituc hatte sich frühzeitig von der Frauenkonkurrenz absetzen können, bei der sich besonders Manuela Schedler und Stephanie Maier aktiv zeigten. In diesem spannenden Duell griff Eva-Maria Stöwer spät ein („Ich wusste wirklich nicht, wo ich derzeit stehe, deshalb bin ich etwas verhaltener angelaufen“), dann aber derart beherzt, dass der Kampf um Rang zwei rasch zu ihren Gunsten entschieden war. „Die Strecke könnte mir schon gefallen. Natürlich ist mir die Streckenführung mit den fünf Runden auch entgegen gekommen“, freute sich die 21jährige Sauerländerin im Ziel, die übrigens erste Preisträgerin des Förderpreises der deutschen Straßenlauf-Veranstalter German Road Races (GRR)ist.

Hausrekorde

Wie bei den Männern und Frauen gab es aber auch bei den Jugendlichen über der 10 km-Distanz eine Reihe von neuen Hausrekorden. „Die Jungens haben mich positiv überrascht“, gestand der für den Straßenlauf-Nachwuchs verantwortliche Werner Grommisch angesichts der guten Endzeiten, darunter auch vier Resultaten unter 31 Minuten. „Vielleicht lässt dies auch für die 10 000 m hoffen!“

In einem überaus spannenden, ob der Konfusionen sogar dramatischen Einlauf, setzte sich der 1500 m-Spezialist Rico Loy in 30:49 bei Zeitgleichheit gegen Andreas Klöble und Zelalem Martel durch, der vor der Schlussrunde sich bereits im Ziel wähnte und etwas gefrustet das Rennen letztlich als Dritter in 30:56 beendete.

Spannend ging es auch bei der weiblichen Jugend zu. Mit einem beherzten Antritt düpierte die erst 16jährige Daniela Oemus die A-Jugend-Erste Cornelia Schwennen, Rebecca Robisch und Susi Lutz und kam überraschend zum Tagessieg und dem B-Jugend-Titel. „Das war nicht schwer, da ich ohne jeglichen Druck laufen konnte“, gestand die für den LC Dübener Heide startende Daniela Oemus, die erst im Dezember als Siegerin des DLV-Talente-Cross in Heringsdorf aufgefallen war.

Durchgangsstation

Für viele Durchgangsstation auf dem Weg zu einem der zahllosen Frühjahrs-Marathonläufe, für andere Schlusspunkt der Ausdauerphase vor der intensiven Vorbereitung auf die Bahnsaison – die deutschen Straßenlaufmeisterschaften haben ihren Platz im Terminkalender relativ sicher, auch wenn die Crossmeisterschaften künftig wieder Anfang März liegen werden.

Ohrdruf könnte allerdings der Schlusspunkt für die Straßenmeisterschaften der Jugendlichen sein, denn in den Planungen des DLV sollen diese schon für 2006 gestrichen werden. Diskussionen über dieses Streichkonzert gab es verständlicher Weise genug am Rande der schmucken Sportanlage „am Goldberg“.

Wilfried Raatz