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INTERVIEW MIT VOLKER STEINBRECHER ANLÄSSLICH DES INTERNATIONALEN JAHRS DES SPORTS UND DER LEIBESERZIEHUNG 2005

Vom 13. bis 14. Februar 2005 treffen sich hochrangige Repräsentanten des Sports, aus der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in Bad Boll, um im Rahmen eines Symposiums im Internationalen Jahrs des Sports und der Leibeserziehung über die Chancen und Grenzen des Sports als "Motor der Entwicklung" zu diskutieren.

Leiter der Veranstaltung sind Prof. Gudrun Doll-Tepper, Präsidentin des Weltrats für Sportwissenschaft und Leibes-/ Körpererziehung sowie Volker Steinbrecher von der Evangelischen Akademie Bad Boll, der sich im Interview zu den Zielen des Symposiums äußert.

Herr Steinbrecher, Sie sind Leiter des Internationalen Forums "Sport und Entwicklung - Ökonomie - Kultur - Ethik". Was erhoffen Sie sich von diesem internationalen Zusammentreffen?

Volker Steinbrecher:

Mit dem Symposium wollen wir über die Verantwortlichen im Sport eine Diskussion über die Entwicklungsmöglichkeiten im weltweiten Sport anstoßen. Die Evangelische Akademie Bad Boll versteht sich als ein neutraler Ort für einen Austausch auf sehr hohem Niveau.

Wir wollen hier Verantwortliche aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zusammenbringen. In der Regel sind Sportwissenschaftler, Politiker usw. immer unter sich. Wir wollen den Austausch fördern und damit einen erkennbaren Baustein im Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung bilden.

Welche Fragestellungen werden im Mittelpunkt des Symposiums stehen?

Volker Steinbrecher:

Wir werden uns mit unterschiedlichen Themen beschäftigen. Dazu gehören zum Beispiel folgende Fragen: Gibt es ein Mainstream-Verständnis vom Sport? Dahinter steckt zum Beispiel auch die Frage, ob es richtig ist, Fußball in alle Länder zu importieren.

Gibt es Parallelen zwischen einem globalen Wirtschaftkreislauf und einer globalen Sportentwicklung? Inwieweit besitzt Sport eine aufklärerische, friedenserzieherische Bedeutung? Ist es tatsächlich so einfach, dass man mit ein paar Bällen in den Krisengebieten zur Friedensbildung beitragen kann?

Wie verhält es sich, wenn Mädchen in Afghanistan Fußball spielen? Und was bedeutet es, wenn arabische Länder an den Olympischen Spielen teilnehmen möchten? All diese Fragen gilt es im internationalen Kontext zu diskutieren.

Ganz besonders freue ich mich in diesem Zusammenhang auch, dass Dr. Aneesa Al Hitmi vom Nationalen Olympischen Komitee in Qatar einen Vortrag halten wird. Es ist vielleicht die einmalige Gelegenheit, Frau Aneesa Al Hitmi kennen zu lernen, die voraussichtlich verschleiert sprechen wird.

"Ist es tatsächlich so einfach, dass man mit ein paar Bällen in den Krisengebieten zur Friedensbildung beitragen kann?" Im Rahmen der Tagung werden auch internationale Sportentwicklungsprojekte präsentiert und diskutiert. Wen möchten Sie damit besonders ansprechen?

Volker Steinbrecher:

Die internationalen Projekte sind ein wichtiger Aspekt, die vor allem für die Landessportbünde von großer Bedeutung sind. Alle Projekte die wir vorstellen werden, sind super interessant für alle, die in den einzelnen Bundesländern Sportprojekte anbieten. Wir haben bei der Auswahl der Projekte Wert darauf gelegt, dass sie auch auf Deutschland umgemünzt werden können.

Sie bieten eine Vielzahl toller Ideen für die eigene Arbeit in den einzelnen Bundesländern.

Welche Rolle wird die Flutkatastrophe als Tagungsthema spielen?

Volker Steinbrecher:

Die Flutkatastrophe spielt sicherlich eine wichtige Rolle, wenn wir über eine globale Sportentwicklung sprechen. Es gilt zu erörtern, was der Sport in den betroffenen Regionen leisten kann.

Ich denke, dass der Sport zum Beispiel eine wichtige therapeutische Funktion einnehmen kann. Kinder können durch Sport und Bewegung ihre Traumata bearbeiten.

Die Evangelische Akademie ist Gastgeber des Symposiums. Wie ist das Verhältnis zwischen Kirche und Sport?

Volker Steinbrecher:

Früher gab es eine Kollision zwischen dem sonntäglichen Gottesdienst und Fußball.

Im Rahmen des Sonntagsschutzes ziehen Kirche und Sport inzwischen jedoch an einem Strang. Eine zunehmende Kommerzialisierung trägt zu immer weniger Freizeit in der Familie bei, welche es zu schützen gilt. Die Kirche nimmt den Sport in diesem Zusammenhang zunehmend als wertvollen gesellschaftlichen Gestaltungsfaktor wahr.

Ich werbe dafür, die kirchlichen Werte im Sport wahrzunehmen und umgekehrt.

Es gibt inzwischen immer mehr Arbeitskreise zum Thema "Kirche und Sport" auf kommunaler Ebene, was ich für eine wichtige strukturelle Antwort auf das Verhältnis der beiden Institutionen halte. Auch inhaltlich zeigen die Tätigkeitsfelder der Gewaltprävention, Integration und Steigerung der Lebensqualität, wie dicht Kirche und Sport beisammen liegen. Wir arbeiten zum Beispiel auch schon seit Jahren sehr erfolgreich im Bereich des Programms "Integration durch Sport" mit dem Deutschen Sportbund zusammen.

Auch bei sportlichen Großveranstaltungen sind wir als kirchlicher Beistand dabei.

Quelle:

www.dsb.de