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Tiergarten wird für den Marathon eingezäunt. Ein Beitrag in der Berliner Morgenpost vom 6. September 2013

Tiergarten wird für den Marathon eingezäunt

Höhere Sicherheitsauflagen nach dem Attentat in Boston

Nach dem Anschlag auf die Zuschauer des Marathons in Boston (USA) werden für den BMW-Berlin-Marathon am 29. September die Sicherheitsstandards erhöht. Der Bezirk Mitte als Genehmigungsbehörde hat dem Veranstalter die Auflage erteilt, den gesamten Tiergarten einzuzäunen. Besucher haben nur an bestimmten Eingängen Zutritt auf das Gelände. Bevor sie den Marathon-Bereich betreten, werden sie stichprobenartig kontrolliert.

Im Start-und-Ziel-Bereich wird es zusätzliche Personenkontrollen geben. Nur Läufer mit einer Startnummer und Armbändchen dürfen passieren. Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) bezeichnet diese Maßnahmen als \"absolut notwendig\". Diese Vorkehrungen müsse der Veranstalter erfüllen, \"sonst gibt es keine Genehmigung\", sagt Spallek. Weitere Einzelheiten würden im Moment noch mit Polizei und Feuerwehr besprochen.

Veranstalter sieht Auflagen kritisch

Beim Veranstalter, der SCC Events GmbH, sieht man die Auflage kritisch. \"Man hätte Boston nicht mit einem Zaun verhindern können\", sagt Geschäftsführer Jürgen Lock. Der Veranstalter ist nicht nur für das Sicherheitskonzept zuständig, er muss auch für die Kosten aufkommen. \"Wir rechnen durch den Zaun und die Aufstockung des Sicherheitspersonals mit zusätzlichen Kosten im sechsstelligen Bereich\", sagt Jürgen Lock. Er wird die Auflagen erfüllen. Dennoch fordert er eine einheitliche Rechtsgrundlage, an die sich künftig alle Veranstalter zu halten haben.

Damit wirft er auch wieder die Frage auf, wie sinnvoll es ist, den Tiergarten dauerhaft einzuzäunen. Der Bezirk hält an seinem Sicherheitskonzept für die Straße des 17. Juni fest und will sie zu einer Festmeile ausbauen. Zu dem Konzept gehört neben der Installierung von Strom- und Wasseranschlüssen, Licht- und Beschallungsanlagen auch die Idee, den Tiergarten komplett und dauerhaft einzuzäunen. Letzte Vorschläge sahen vor, einen Zaun zu installieren, der sich abkippen lässt.

Zaun soll 3,5 Millionen Euro kosten

\"Die Bauunterlagen liegen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Prüfung vor\", sagt Carsten Spallek. Sein Amt warte auf grünes Licht. 40 Millionen Euro sind für den gesamten Ausbau geplant, allein der fest installierte Zaun soll 3,5 Millionen Euro kosten. Zehn Prozent davon trägt das Land, der Rest kommt aus EU-, Bundes- und Fördermitteln.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung weist die Vorwürfe zurück. \"Wir haben die Unterlagen im Frühjahr bekommen\", sagt Sprecherin Daniela Augenstein. Aber sie seien nicht vollständig gewesen und bislang auch noch nicht ergänzt worden. Auch fehle ein Konzept für die Finanzierung. Angesichts der Kosten halte die Verwaltung das Vorhaben für \"überzogen und unverhältnismäßig\".

Copyright: Berliner Morgenpost, Berlin, 6.9.2013